Feuer machen mit Stahl und Stein

Sonja Winter

on demand

Aufstand Lagerfeuer - Foto: NAJU BW

Mit Feuerbohrer, Zunder und Holz hätte Sonja Winter aus dem NAJU Wildlife-AK gemeinsam mit euch ein Lagerfeuer für den Abend gemacht. Für alle Feuerlustigen unter euch, könnt ihr euch hier zum Thema Feuer machen informieren.

Eigentlich hätte ich euch beim Workshop erst kurz einiges theoretisches zum Feuermachen erzählt und dann hätten wir vor allem die Zeit genutzt zu üben mit Stahl und Stein Feuer zu machen. Also mit einem kohlenstoffhaltigen Stahl und Feuerstein, sowie Zunder und Zundernest. Das Praktische für euch wäre gewesen, dass ihr Stahl, Feuerstein und Zunder nicht erst selber hättet zusammenstellen brauchen.

Es ist allerdings nicht unmöglich sich die Sachen, die man braucht selber zusammenzustellen oder schon mal mit einer alternativen Variante zu üben. Im Folgenden findet ihr eine Zusammenstellung, wie ihr zu eurem Feuer mit Stahl und Stein kommen könnt.

Zu Allererst aber gilt:
!!! Feuer nur an einem Ort machen und auch nur so, dass keine Gefahr besteht, dass ein Waldbrand ausgelöst wird!!!

Dementsprechend gilt:

  • Feuermachen bitte nur mit entsprechendem Brandschutz (am besten schon mal einen Eimer Wasser bereit halten und/oder Sand/Erde).
  • Obwohl es in letzter Zeit viel geregnet hat, ist es in den Wäldern immer noch sehr trocken und man sollte nicht gerade im Wald ein Feuer entfachen. Weitere Infos zur Waldbrandgefahr gibt es auf der Seite des Deutschen Wetterdienstes: https://www.wettergefahren.de/warnungen/indizes/waldbrand.html
  • Ihr seid selbst verantwortlich die Sicherheit eines Lagerfeuers abzuschätzen und für eine sichere Umsetzung zu sorgen.

Vorbereitung ist alles

Dann kann es mit dem Feurmachen los gehen. Es ist sehr wichtig, dass ihr, bevor ihr das Feuer startet, genug Brennmaterial jeweils in unterschiedlicher Größe zur Verfügung habt:

  • Sucht trockenes Holz. Es sollte gut durchbrechen (nicht fasern, sonst ist es zu frisch) und schön knacken (sonst ist es zu morsch). Schaut, dass ihr möglichst alle Dicken von ganz dünnem (ca. 1/6 fingerdick oder auch noch dünner) bis zu dickem (ca. armdick) Holz bereit habt. Die dünnen Hölzer sind das Anzündholz, davon braucht ihr am besten von ca. 1/6 fingerdickem Holz eine Handvoll und dann noch Hölzer die bis zu einem Finger dick sind ca. eine handvoll. Sortiert die Hölzer am besten gleich der Größe nach, so dass ihr zuerst die dünnen Hölzer verwenden könnt und dann die dickeren.
  • Sucht euch ein Zundernest aus trockenem Gras, sehr trockenes Fichtenreisig (nur die ganz dünnen Ästchen) geht auch, ist aber eher etwas schwerer zu handhaben. Es sollte so groß sein, dass es eure beiden Hände ausfüllt. Formt aus dem Material einen ca. 20 cm langen Strang und biegt beide Enden zueinander, sodass zwischen den beiden parallelen Strängen ein kleines "Nestchen" entsteht - ein Schlitz, in den wir unseren glühenden Zunder später hineinstecken können.
  • Wenn man das Feuer nur mit Funken oder sogar mit dem Feuerbohrer (und damit mit einem mini Glutstück) entfachen möchte, braucht es noch Zunder, der den Funken/dieGlut auffängt und die Glut hält, damit diese das Zundernest entfachen kann. Als Zunder verwenden wir normalerweise verkohlte Baumwolle (Zunderpilz und Rohrkolben(-samen) sind bei uns geschützt und werden deshalb von uns nicht verwendet), allerdings kann wohl auch verkohltes morsches Holz verwendet werden. Für die Herstellung muss man leider erstmal ein Feuer entfachen und dann wenn es ein Glutbett gibt eine verschließbare Dose mit Baumwollfetzen (z. B. aus einem alten T-Shirt) befüllen und ein Loch in den Deckel machen. Die Dose verschließen und in das Glutbett legen (es sollten eher wenig Flammen drum herum sein), wobei das Feuer möglichst am Laufen gehalten werden sollte, damit ggf. nochmal Glut nachkommt. Nach einer Weile entweichen brennbare Gase aus dem Loch in der Dose, diese sollten vollständig entweichen. Sobald keine sichtbaren Gase mehr aus der Dose kommen, könnt ihr die Dose aus der Glut nehmen (Vorsicht heiß!!! benutzt Stöckchen o. ä.) das Loch möglichst verschließen (z. B. mit einem passenden Stöckchen/ Zahnstocher oder Erde drüber schütten) und abkühlen lassen. Bevor ihr die Dose öffnet muss sie ganz abgekühlt sein, sonst verglüht euch der Zunder direkt. Falls ihr sie zu früh öffnet und der Zunder anfängt zu glühen, müsst ihr ihm den Sauerstoff entziehen. Schüttet ein bisschen Erde drauf und schließt wenn möglich die Dose wieder. Hier ist noch ein Link der das ganz gut erklärt:https://www.youtube.com/watch?v=XuVCXViW2SQ
    Der Zunder sollte schön schwarz sein und bröselig sein (sollte zwischen den Fingern zerrieben werden können).
  • Wenn ihr das Feuer mit Stahl und Stein anzünden wollt, braucht ihr...
    ...einen Kohenstoffhaltigen Stahl. Wir haben normalerweise dafür so genannte Feuerschläger, die so geschmiedet sind, dass man sie gut halten kann. So was könnt ihr euch im Internet bestellen, ich hab meinen hier her: lederkram.de/category/167, es gibt aber auch noch einige andere Anbieter. Allerdings könnt ihr auch Funken mit einem leeren Feuerzeugerzeugen, so könnt ihr alles schon mal üben, außer leider das Funken schlagen an sich. Falls ihr ein Messer aus nicht rostfreiem Stahl habt, könnt ihr auch dessen Messerrücken verwenden, allerdings macht das ganze unschöne Schrammen in das Metall, dessen solltet ihr euch bewusst sein.
    ...einen harten Stein. Dafür haben wir immer ein paar Feuersteine/ Flintsteine parat. Diese sind sehr hart und scharfkantig. Man findet sie allerdings bei uns hauptsächlich an der Ostsee. Da ihr da wohl eher nicht mal so geschwind hinfahrt, gibt es zwei Möglichkeiten für euch. Wenn ihr eh einen Feuerschläger bestellt, könnt ihr euch auch einen Feuerstein mitbestellen. Ansonsten könnt ihr auch einen anderen harten Stein (z. B. Granit) mit einer scharfen Kante probieren.
Das Feuer anzünden

Generell geht es darum, das Zundernest zum Brennen zu bringen und die Flammen auf das Holz überspringen zu lassen. Das kann man auf verschiedene Arten erreichen. Es ist möglich, das Zundernest mit einem Feuerzeug oder mit einem Streichholz anzuzünden, aber da ihr mit diesen beiden Hilfsmitteln vermutlich schon mal ein Feuer gemacht habt, ist das nicht die Methode die ihr gerne verwenden wollt. Dennoch müsst ihr wohl oder übel davor noch den Zunder herstellen und vermutlich dafür auf diese Anzündmethode zurückgreifen.

Stahl und Stein:

  • Rechtshänder*innen nehmen den Feuerstein/Stein in die linke Hand und halten ihn so, dass eine möglichst scharfe Kante waagerecht zu liegen kommt.
  • Mit der rechten Hand wird der Feuerschläger gegriffen und senkrecht gehalten. WICHTIG: den Feuerschläger so halten, dass man nicht versehentlich mit den Fingerknöcheln beim Schlagen an den Feuerstein kommt! Das gibt sonst blutige Knöchel!!!
  • Die rechte Hand mit dem Feuerschläger holt aus und bewegt sich senkrecht von oben nach unten am Feuerstein vorbei, wobei der Feuerschläger diesen an der waagerechten Kante streift. Der Feuerschläger muss auf der gesamten Schlagfläche Kontakt zum Feuerstein haben, damit möglichst viele Metallspäne aus dem Schläger gerissen und durch die hohe Geschwindigkeit zum Glühen gebracht werden können.
  • Tipp: Wirklich von oben nach unten schlagen, nicht in einer Kreisbewegung und die Stärke des Schlagens ein bisschen variieren, um das Optimum zu finden. Lieber nicht so schnell und oft schlagen sondern sich mehr auf den einzelnen Schlag und die korrekte Ausführung konzentrieren.
  • Der Zunder wird auf (oder unter) dem Feuerstein liegend festgehalten. Am besten geht das mit dem Daumen der Hand, die sowieso den Stein hält. Man schlägt so lange Funken, bis sich im Zunder ein Glutpunkt bildet.

Mit einem leeren Feuerzeug
kann man auch Funken erzeugen und wenn man den Zunder nahe dran hält diese auffangen.

Oder man kann mit einer Lupe
die Sonne auf dem Zunder bündeln und so den Zunder zum Glühen bringen.

Zundernest entfachen

  • Sobald der Zunder glüht, kann dieser ins Zundernest gelegt werden. Ihr erinnert euch, das Nest aus Gras und oder Reisig mit einem Schlitz. Ihr könnt ruhig noch etwas mehr Zunder hinein tun, dann hält er länger die Glut.
  • Nehmt dann das Zundernest an den beiden zusammenliegende Enden auf. Indem ihr mit den Händen die beiden Stränge mehr oder weniger zusammen drückt, könnt ihr bestimmen, wie viel Berührung der glühende Zunder zum Zundernest hat. Bei zu viel Druck, wird die Glut ausgedrückt, bei zu wenig, wird sie verglühen ohne auf ihre Umgebung übergreifen zu können. Es gilt also, das richtige Maß an Druck zu finden.
  • Haltet euer Zundernest nach oben, schräg über euren Kopf, damit der Rauch nicht in die Augen kommt (Windrichtung beachten!). Jetzt pustet lange und gleichmäßig in den Glutpunkt. Ab jetzt kann es sehr schnell zur Flamme kommen, darum immer direkt neben der Feuerstelle das Zundernest anpusten! Sobald ihr die Flamme entfacht habt, legt das brennende Bündel sofort aber vorsichtig in die Feuerstelle und schichtet zügig aber auch vorsichtig eure sehr feinen Hölzchen darüber. Danach zunehmend dickeres Holz auflegen. Aber Vorsicht: nie zu viel sonst erstickt die Flamme. Ihr könnt auch zwischen drin nochmal pusten.

Es gibt viele Videos auf Youtube, in denen gezeigt wird, wie Feuermachen in den unterschiedlichsten Varianten funktioniert, falls ihr also nun Feuer und Flamme seid, könnt ihr euch auch dort noch weiterbilden.